„Wenn du Apfelkerne isst, wächst ein Baum in dir.“ Das ist ein Spruch, den man immer wieder hört, aber niemand glaubt daran. So auch Pascal, er aß immer den ganzen Apfel und es geschah nie was, auch dieses Mal nicht, dachte er. Am späten Abend hatte er leichte Bauchschmerzen. Er dachte sich nichts dabei. Das ging auch ein paar Tage so weiter. Ein paar Wochen später aß er nicht mehr viel, da er schnell satt war. Auf die Toilette konnte er auch nicht mehr gehen. Zum Arzt wollte er nicht. So geschah es eines Nachts, dass er Krämpfe hatte, so starke, dass es sich so anfühlte, als bohrte sich was durch seine Organe. Pascal spuckte Blut und da wusste er, dass er sterben wird. Durch seine Krämpfe konnte er keine Hilfe holen. Er hielt sich den Bauch vor Schmerzen und auf einmal spürte er was Hartes in seinem Bauch, was sich bewegte.
Es scheint zu wachsen, nach oben und nach unten. Durch den Darm und die Lunge. Erst die Rechte, dann die linke Lunge. Pascal spürte, wie sich die Lungen mit Blut füllten. Der Schock trat ein und er bewegte sich nicht mehr. Das Ding wanderte seine Luftröhre hoch und brach durch die Seiten der Röhre. Durch seinen Hals brachen Äste raus. Sie wurden immer größer und trennen langsam den Kopf von seinem restlichen Körper. Durch den Bauch brachen die ersten Wurzeln raus und wanderten den Körper runter. Sie wanderten vom Bett in den Boden und verwurzelten sich da. Pascal spürte die wachsenden Äste in seinem Mund. Er spürte, wie sich die Äste durch seine Augen bohrten und er konnte nichts mehr sehen. Er hörte nur noch das Wachsen und spürte nur noch das, was mit seinem Kopf und vor allem mit seinem Gehirn passierte.
Pascal hörte ein lautes Krachen und spürte, wie sein Kopf sich bewegte. Der Baum ist schon so schwer geworden, dass sein Bett unter der Last brach. Die Wurzeln wuchsen den ganzen Boden entlang und suchten sich den Weg ins Erdreich. Die Äste suchten sich den Weg nach oben und sein Körper wurde zum Stamm. Pascal wollte nur noch sterben. Die Schmerzen im Kopf wurden stärker, die Äste bohrten sich in sein Gehirn. Jeder Bereich wurde durchbohrt, nur das Schmerzzentrum nicht. Es wurde Still, aber trotzdem spürte er, dass er weiter wächst. Der einzige Sinn, der noch funktionierte, war der Schmerz. Er betete zu Gott, dass es aufhören soll. Er wollte nur noch sterben. Die Äste durchbrachen das Dach und schossen in die Höhe. Die Äste bekamen Blätter und die Wurzeln wurden dicker. Er konnte es zwar nicht spüren, aber sein Kopf wanderte nach oben und wurde vom Stamm umhüllt.
Der Schmerz ließ nach und er überlegte, ob es wirklich so ist oder er Schmerzresistenz wurde. Dass das Gefühl des Schmerzes so normal wird wie das Atmen, aber nichts mehr ist normal für Pascal. Langsam fühlte er wieder was, den Wind. Den Wind, der durch die Baumkrone wehte. Pascal wusste nicht, ob es nur eine Einbildung war oder er es wirklich spürte. Doch es stimmte, er spürte den Wind in der Baumkrone. Seine Seele war mit dem Baum verbunden. Er war nicht nur mit ihm verbunden, er war der Baum geworden. Der Baum, der ihm seinen Körper zerrissen und seinen Geist gequält hatte. Und so lebte er als Baum weiter und überlebte alle, die er kannte und alle ihre Nachfahren. Jahrzehnte und Jahrhunderte überlebte und erlebte er. Doch betete er immer noch zu Gott zu sterben und das Jahrzehnte und Jahrhunderte, bis ihm jemand erlöste. Mit einer Axt, die immer wieder in seinem Stamm geschlagen wurde. Dieser Schmerz, den der vor einer Ewigkeit nicht mehr spürte, war eine Erlösung für sein Leid.