Ein Kaffee bitte

Ben saß in einem kleinen Cafe und wartete. Er war so sehr nervös das sein ganzer Körper zitterte und sein Herz klopfte wie verrückt. Denn es ist das erste Mal, dass er Nola treffen wird. Sie schrieben schon seit längerem auf einer Dating-App und telefonieren regelmäßig per Videoanrufe. Dieses Mal sehen sich sich aber von Angesicht zu Angesicht. Ben wusste, dass Nola gerne Kaffee trank bzw. nicht ohne leben konnte, deswegen hatte er die Idee, sie in sein Lieblingscafé einzuladen. Er ist hier eigentlich immer um zu schreiben. Er schrieb hauptsächlich Gedichte und Kurzgeschichten, aber aktuell schrieb er seinen ersten Roman. Auch wenn es ein Klischee war, im Cafe zu schreiben, konnte er im Cafe am besten schreiben. Hier bekam man einige Gespräche mit, die zur Inspiration beitragen konnten. Heute war der erste Tag, an dem er nicht hergekommen war, um zu schreiben.

Heute wollte er an seiner möglichen Zukunft mit Nola arbeiten. Ben war über beide Ohren verliebt, das erste Mal in seinem Leben und hoffte, dass es auch das letzte Mal sein wird. Er war erst 23, aber alle sagten ihm, dass er doch endlich mal eine Freundin brauchte und er sich nicht immer ins Schreiben stürzen sollte. Auch wenn das Schreiben ihm jetzt Geld einbrachte, waren alle skeptisch, nur Nola nicht. Nola war sehr fasziniert, was er tat, denn sie hatte das gleiche Problem, denn sie malte gerne, verdient aber noch nicht viel Geld damit. So beeinflussten sich beide gegenseitig in ihrer Arbeit. Sie hätten sich auch gerne früher getroffen, aber beide hatten unterschiedliche Arbeitszeiten, denn Nola arbeitete meistens abends bzw. nachts und Ben tagsüber. Obwohl er seine Zeit selbst einteilen konnte, haben sie nie eine gute Zeit für ein Treffen gefunden. Jetzt hatte Nola Urlaub und Zeit, um sich mit Ben zu treffen.

“Ich hoffe, du wartest noch nicht lange”, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
Er schaute ihn in Richtung der Stimme. Es war Nolas Stimme und die vor ihm stand. Ben stand auf und umarmte sie. Sie war etwa zwei Köpfe kleiner als er. Sie hatte langes blondes Haar und strahlend blaue Augen. Ein Traum von einer Frau, dachte Ben, seitdem er sie auf der Dating-App kennengelernt hatte.
“Nein, bin auch erst seit ein paar Minuten hier”, antwortete er.
Beide setzen sich und schon gab die Kellnerin: “Und wisst ihr schon, was ihr wollt? Ben so wie immer, oder soll es mal was anderes sein?”
“Sowie immer”, antwortete er.
Nola, die sich gerade die Jacke auszog, sagte nur: “Ich nehme einen Kaffee schwarz.”
“Gut, ich bringe es euch gleich”, sagte die Kellnerin und ging.
Ben wusste nicht, was er sagen sollte, da sagte sie: “Das ist also dein Lieblingscafé.”
Während sie das sagte, schaute sie sich noch in dem Laden um und lächelte Ben an, als ihre Blicke sich trafen. Es war kleines, aber schönes Cafe. Das meiste Geld bekam es durch Laufkundschaft, denn es hatte nicht viele Sitzmöglichkeiten.
“Ja, es ist fast schon mein zweites Zuhause. Ich warte noch bis das Kabelfernsehen verfügbar ist und dann ziehe ich hier ein!”, antwortete er und lächelte.
Nola musste lachen.
“So hier einmal einen Chai Latte und einen Kaffee!”, sagte die Kellnerin und stellte die Getränke ab.
Beide bedankten sich und die Kellnerin ging wieder.

“Ich könnte mich ihr gar nicht konzentrieren, wenn ich hier arbeiten müsste”, sagte Nola nach ein paar Sekunden.
“Da sind wir komplett verschieden”, antwortete er. “Wenn es zu still ist, kann ich nicht gut arbeiten. Beim Malen ist es bestimmt anders.”
Sie lächelte und sagte: „Dafür ist meine Wohnung auch zu schön.”
Ben wusste nicht, was er sagen sollte, da sie schon so viel über das Internet geredet haben. Es fühlte sich nicht an, als wäre es nicht das erste Treffen gewesen. Es fühlte sich wie Minuten an, bis jemand etwas sagte und die Stille durchbrach.
„Ist das dein erstes Date?”, fragte Nola und schaute ihn tief in die Augen.
Ben überlegte kurz, was er sagen sollte. Sollte er lügen oder die Wahrheit sagen? Über so was hatten sie noch nie gesprochen.
“Ja und bei dir?”, antwortete er und nahm einen Schluck von seinem Getränk.
“Nein, ich hatte schon ein paar Dates, aber es war nix besonderes.“
Bei dem Wort Dates machte sie Gänsefüßchen.
“Dann ist es doch auch dein erstes Date, wenn du bei dem Wort Dates Gänsefüßchen machst. Also sind wir beide noch Anfänger”, antwortete er und sah, wie Nola überlegte, ob sie ihm zustimmt oder nicht.
“Ja, wir sind noch Jungfrauen im Thema Date”, sagte sie mit einem Grinsen.

Bevor Ben darauf antworten konnte, fragte sie: “Hattest du schon mal eine Freundin?”
“Nicht so richtig”, sagte er noch kurzer Zeit.
“Was meinst du mit nicht so richtig?”, fragte sie.
“Mit elf Jahren eine Woche mit jemanden zusammen zu sein fühlt sich nicht nach einer Beziehung an”, sagte er.
“Sonst keine Andere?”
“Nein.”
Nola schaute verdutzt und fragte: “Dann bist du noch Jungfrau?”
Nola dachte, dass er der Frage wohl ausweichen wird, aber das tat er nicht.
“Ja, bin ich”, antwortete Ben.
Als er das sagte, sah er ein Funkeln in ihren Augen, doch er sagte dazu nichts. Langsam kam wieder diese Stille, doch dann fragte Nola auf einmal: “Willst du noch zu mir, dann kannst du auch mal meine Wohnung sehen?”
Ben überlegte kurz, dann stimmte er. Sie tranken noch ihre Getränke aus und bezahlten. Dann machten sie sich auf den Weg. Nolas Wohnung kannte er nur von den Videoanrufen und auch nur ihr Wohnzimmer, wo sie auch immer malte. Wo sie genau wohnte, wusste er auch nicht, deswegen ließ er sich von Nola führen. Sie liefen nah nebeneinander. So nah, dass Passanten nicht sagen konnten, ob sie zusammen oder nur gut befreundet waren.

Nola wohnte nur 15 Minuten vom Cafe entfernt, im 5. Stock und das Haus hatte keinen Fahrstuhl. Sie gingen hoch und auf der Hälfte sagte Ben: “Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nein gesagt.”
Sie lachte nur und ging weiter hoch, als wäre nichts gewesen. Oben angekommen war Ben aus der Puste. Während Nola die Tür aufschloss sagte sie: “Wenn du jetzt schon aus der Puste bist!”
Ben wusste nicht, was sie damit meinte, fragte aber auch nicht nach. Es war ein wenig dunkel in der Wohnung, da die Gardinen zugezogen waren. Nola machte das Licht an und er wurde kurz geblendet. Der Flur war sehr vollgestellt mit Schränken, Kartons und einem großen Spiegel. Sie zogen ihre Schuhe und Jacken aus und sie führte ihn ins Wohnzimmer. Das Wohnzimmer konnte man als Wohnzimmer nicht erkennen, da alles mit Bildern zugestellt war. Nur die Couch erinnerte an ein Wohnzimmer.
“Möchtest du was trinken?”, fragte Nola, als sie in die Küche ging.
“Ja, wenn du auch was anderes als Kaffee hast!”, antwortete er und schaute sich noch im Zimmer um.
Es dauerte auch nicht lange, bis Nola mit zwei Tassen wieder da war.
“Hier! Ich habe dir eine heiße Schokolade gemacht”, sagte sie und reichte ihm eine der beiden Tassen hin.
“Danke!”, antwortete Ben.
“Willst du dich setzen?”

Sie setzten sich und sagten eine Weile nichts und tranken ihre Getränke, er seine heiße Schokolade und sie ihren Kaffee. “Das ist ein sehr schönes Bild”, sagte Ben.
“Welches meinst du?”
“Das da!” Er zeigte auf das Bild in der Ecke.
Auf dem Bild waren Konturen eines weiblichen Oberkörpers zu sehen.
“Danke, das ist meiner”, antwortete Nola.
“Was meinst du mit deiner?”, fragte er verwirrt.
“Na mein Oberkörper! Ich habe mich letztens nackt gemalt. Es ist aber noch nicht fertig, die Farben fehlen noch”, sagte sie und lächelte dabei.
Ben merkte, dass sie näher an ihn gerückt war, ihre Knie berührten sich.
“Meinst du, ich habe mich gut getroffen?”, fragte sie, bevor er etwas sagen konnte.
“Das kann ich dir nicht sagen”, sagte er ohne nachzudenken und merkte, dass er wohl was falsches gesagt hat.
Er wartete bis sie was sagte, aber das tat sie nicht. Sie stellte ihre Tasse ab und stand auf. Nola ging zum Bild, nahm es und holte es aus der Ecke. Ben wusste nicht, was sie da machte.

Sie stellte das Bild auf ihre Staffelei.
“So sollte es gehen”, sagte sie und stellte sich neben die Staffelei.
Sie schaute wieder zu Ben. Ben rätselte immer noch, was sie da machte. Doch das Rätsel löste sich, als Nola ihren Pullover über den Kopf zog. Er sah ihren schwarzen BH. Doch lange war er nicht mehr in seinem Blickfeld. Sie zog ihn auch aus und ihre Brüste waren zu sehen. Ben versuchte nicht auf sie zu starren.
“Und habe ich mich gut getroffen?”, fragte sie.
Er schaute hin, es waren kleine wohlgeformte Brüste auf dem Bild und Nolas Körper. So wie auf dem Bild hat er sich auch ihre Brüste vorgestellt und das waren sie auch. “Aaaaaahjaa mh”, stammelte er. “Ja, du hast sie gut getroffen.”
Er schaute an ihr vorbei und das merkte sie.
Nola ging auf ihn und sagte: „Du kannst sie dir gerne genauer anschauen.”
Sie stand vor ihm, nahm seine Hand und hielt sie fest. Ben schaute sie an, sie lächelte ihn an.
“Du liebst mich, doch hab ich nicht recht?”, fragte sie ihn.

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Es stimmte, was sie sagte. Er konnte ihr dabei nicht in die Augen schauen und wendete seinen Blick auf den Boden. Nola drückte mit ihrer Hand gegen sein Kinn und hob seinen Kopf wieder hoch.
“Es stimmt!”, sagte sie lächelnd.
Nola zog an seinem Arm und brachte ihn dazu aufzustehen. Jetzt schaute sie nach oben und er nach unten. Sie packte ihn am Nacken und zog seinen Kopf zu ihr. Nola stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn einfach.
Zwischen den Küssen sagte sie: “Ich dachte, ich bekomme dich dazu das zu machen, aber weiter warten konnte ich nicht.” Er wusste nicht, was er sagen sollte, denn das ist genau das, was er wollte. Er wollte sie. Er wollte Nola.